Eventos Académicos, XVI Congreso de la Asociación Latinoamericana de Estudios Germanísticos

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Wirkliche und imaginierte Grenzen: zu Lutz Seilers „Kruso“
Rolf G. Renner

Última modificación: 2019-08-18

Resumen


In Seilers Roman markiert das Jahr des Mauerfalls 1989 das Ende einer internen Selbstausgrenzung derjenigen Bürger, die sich in Hiddensee versammeln, von wo sie das Land durch eine “Republikflucht” über die Ostsee verlassen wollen. Bis zu ihrer Flucht leben sie in einer vom Rest der Republik abgegrenzten Gemeinschaft, die dem sozialistischen Staat eigene Rituale und Diskurse entgegensetzt. Darüber hinaus stellt die als “Kruso” bezeichnete Figur den politischen Vorstellungen der Fluchtbereiten das Konzept einer an Literatur und Kultur orientierten Gegenwelt an die Seite, die ebenfalls eine Alternative zum real existierenden Sozialismus entfaltet.

Beide Gegenordnungen sind aufeinander bezogen und zugleich durch eine innere Dialektik gekennzeichnet. Die Vorstellungen der Flüchtenden zielen auf  Freiheit und Identität, doch ihre Vorbereitung auf die Flucht zwingt sie in eine auf Unterwerfungsritualen beruhende Zwangsgemeinschaft, in der sich die interne Machtstruktur des sozialistischen Staates reproduziert. Wie in der klassischen Utopie können sie der Dialektik von Freiheit und Ordnung nicht entgehen. “Krusos” Gegenwelt entfaltet ebenfalls das Ziel von Freiheit und Identität, kann dieses aber nicht im Bereich des Politischen, im Bezug auf ein real existierendes gesellschaftliches System entfalten. Als autonomer Bereich des Ästhetischen steht sie quer zu allen politischen Ordnungen.

Gezeigt werden soll einerseits, dass die inneren Widersprüche beider Alternativwelten in Seilers Roman eine überraschende Auflösung erfahren, die sich zugleich als Kommentar zum Ende des sozialistischen deutschen Staats lesen lässt. Andererseits wird auf den besonderen Status dieses Textes abgehoben, der zwar als ein Wenderoman gelesen werden konnte, weil er eine reale politische Konstellation vorgeblich realistisch nachzeichnet, zugleich aber die Realitätspartikel, aus denen er zusammengesetzt ist, einer ästhetischen Struktur einschreibt, die realistische Beschreibung, Metareflexion und utopische Konstruktion konsequent miteinander verwebt.


Palabras clave


DDR; Wenderoman; Utopie; Freiheit und Ordnung; Identität

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